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Die Leistungsträger des regionalen Flugverkehrs rücken enger zusammen und wollen künftig vermehrt kooperieren. Anfang Oktober fand die erste gemeinsame Mitgliedertagung der Interessengemeinschaft der regionalen Flugplätze e.V. (IDRF) und der German Business Aviation Association e.V. (GBAA) am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen statt. Unter den 180 Teilnehmern war auch Verkehrsleiter Jürgen Roth, der den Flughafen Mönchengladbach (MGL) als IDRF-Mitglied vertrat. Er ist sich mit dem Großteil der Anwesenden einig, dass der Schulterschluss beider Verbände ein wichtiger und richtiger Schritt ist. „Wir sind aufeinander angewiesen. Die Schnittmenge der Interessenschwerpunkte ist groß.“

 

Flughafen als Innovationsschmiede

Ein gemeinsames Zukunftsthema ist das innovative Fliegen. Nicht nur der Tagungsort selbst ist „einer der deutschen Forschungsstandorte der Luftfahrt schlechthin“, so Roth. „Hier ist Aufbruchstimmung zu spüren.“ Begeistert hat ihn unter anderem das Testfeld für Unbemanntes und Elektrisches Fliegen (TUEV). Die Flugsicherung in Oberpfaffenhofen hat eine Kontrollzone innerhalb der Kontrollzone geschaffen, die den zu testenden Luftfahrzeugen genügend adäquaten, kontrollierten Raum zu Verfügung stellt, ohne die übrigen Luftfahrteilnehmer zu gefährden. „So wird Forschung sicher und beherrschbar“, sagt Roth mit Blick auf das Skycab-Projekt am MGL. Der Flughafen Mönchengladbach ist Teil eines Konsortiums um die Fachhochschule Aachen, das sich mit dem Thema Flugtaxi beschäftigt.

 

Wie wichtig gerade die dezentrale Luftfahrt für zukunftsorientiertes Reisen ist, erläuterte IDRF-Geschäftsführer Thomas Mayer. „Mit der Entwicklung alternativer Antriebe und nachhaltiger Lösungen schaffen wir eine tragfähige Basis.“ Regionalflugplätze förderten die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen und stärkten das Wachstum der regionalen Wirtschaft. Und sie könnten zur Entlastung der stark frequentierten Hauptflughäfen beitragen. 24 Hauptverkehrsflughäfen stünden in Deutschland 936 dezentrale Flugplätze gegenüber. Zwei Drittel aller Flüge in Deutschland, so Gatz, seien nicht der Linienluftfahrt zuzuordnen, knapp 70 Prozent aller Flugbewegungen fänden außerhalb der Hauptverkehrsflughäfen statt. „Die Möglichkeiten dieser dezentralen Flughafeninfrastruktur“, so GBAA-Geschäftsführer Andreas Mundsinger, „werden dennoch kaum wahrgenommen und nicht optimal genutzt.“

 

Flughafen als Kraftzentrum der Region

Rückendeckung erhielten die Vertreter der dezentralen Luftfahrt auch von Professor Karl Born, einst Vorstandsmitglied des Reisekonzerns TUI, heute Professor für Betriebswirtschaftslehre und Tourismusmanagement. Er attestierte der Branche generell, dass sie in der Politik keinen ausreichenden Stellenwert genieße und zu wenig politische Aufmerksamkeit erringe. „Die Branche muss sich offensiver in die gesellschaftliche Debatte einbringen“, fordert er. Dazu zähle auch der oft vergessene Hinweis, dass lediglich 2,8 Prozent des CO²-Ausstoßes vom Luftverkehr stammten. Auch ein regionaler Flughafen sei ein „Kraftzentrum in seiner Region“, dessen wirtschaftliche Effekte unumstritten seien. Wichtig sei, das gesamte Verkehrssystem zu optimieren. Flughäfen spielten darin eine wichtige Rolle. Gerade der Mobilitätsumbruch am Boden müsse, so seine Forderung, in die Abläufe von Flughäfen Eingang finden.